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Nutzer des Anlegerforums "Wallstreetbets" auf der Internetplattform Reddit haben Cannabis-Werte für sich entdeckt.

Foto: REUTERS/Rafael Marchante

Es dürfte keine Eintagsfliege gewesen sein, was sich in den vergangenen Wochen rund um die Gamestop-Aktie abspielte. Zwar hat sich die Aufregung um die Kurskapriolen des Videospielhändlers wieder ein bisschen gelegt, doch die junge Hobbyanlegerschaft dürfte ein neues Spekulationsobjekt für sich entdeckt haben.

Cannabis-Aktien schießen aktuell stark in die Höhe, sodass gewisse Parallelen zu Gamestop kaum zu leugnen sind. Die Papiere des kanadischen Anbieters Tilray stiegen am Mittwoch vorübergehend um mehr als 50 Prozent, seit Jahresbeginn hat sich der Titel versechsfacht.

Nicht nur an der Wall Street war das Interesse groß, in Deutschland wurde Tilray in der Wochenmitte mehr gehandelt als Aktien von Volkswagen, der Deutschen Bank oder Tesla. Für andere Cannabis-Unternehmen wie Aphria ging es ebenfalls nach oben, wenn auch nicht so deutlich.

Hype um Tilray

Woher kommt der plötzliche Hype? Tilray hatte am Dienstag angekündigt, künftig mit Grow Pharma zusammenzuarbeiten und somit künftig die eigenen medizinischen Cannabis-Produkte auch in Großbritannien zu vertreiben. Viel entscheidender dürfte aber ein Eintrag in dem Anlegerforum "Wallstreetbets" auf der Internetplattform Reddit gewesen sein. Darin hieß es, dass die Titel von Tilray und Aphria viel Luft nach oben hätten. Dieser Post bekam binnen zwölf Stunden rund 10.000 Likes, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.

Der Analysefirma Swaggystocks zufolge ist Tilray das Unternehmen, über das im besagten Anlegerforum derzeit am meisten gesprochen wird. "Das sind die Reddit-Armee und deren Freunde", sagen Analysten in Deutschland.

Ähnlichkeiten

Es gibt weitere Ähnlichkeiten zwischen Gamestop und Tilray, die darauf schließen lassen, dass die "Reddit-Armee" ihr Finger im Spiel hat. Beide Unternehmen schreiben Verluste, und viele Anleger haben auf einen Kursverfall gewettet. Beim sogenannten Short-Selling – zu Deutsch Leerverkäufen – leihen sich Anleger gegen eine Gebühr eine Aktie, verkaufen sie weiter und hoffen, die Aktie später billiger zurückkaufen zu können. Größtenteils stecken Profi-Investoren und Hedgefonds hinter solchen Spekulationen.

Steigt aber der Kurs einer geshorteten Aktie, steigt auch der Druck auf Leerverkäufer. Denn dann drohen empfindliche Verluste.

Branche im Auftrieb

In Erwartung einer landesweiten Legalisierung von Cannabis in den USA ist die Branche schon länger im Aufwind. Seit dem Sieg von Joe Biden bei der US-Präsidentschaftswahl vor drei Monaten verbuchten diverse Cannabis-ETFs laufend Kursgewinne.

Einige Hedgefonds dürften die Kursrally dennoch für überzogen gehalten haben und setzten konsequent auf fallende Kurse. Ob Tilray wirklich ein zweites Gamestop wird, zeigt sich erst. Das Potenzial dafür ist aber gegeben.

US-Behörden untersuchen Marktmanipulation

Indes untersuchen US-Behörden einem Medienbericht zufolge, ob Marktmanipulationen zu der Aktienrally bei GameStop und bei der Kinokette AMC geführt haben. Das Justizministerium und der Staatsanwalt von San Francisco hätten Informationen von Brokern wie Robinhood und Social-Media-Firmen angefordert, die im Zentrum des Handels gestanden hätten, berichtet das "Wall Street Journal" (WSJ) am Donnerstag unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.

Robinhood spielte eine zentrale Rolle bei den konzertierten Käufen von Kleinanlegern, die Hedgefonds in die Bredouille gebracht und die Börsen weltweit in Unruhe versetzt hatten. Zudem habe die US-Derivateaufsicht CFTC eine vorläufige Untersuchung eröffnet, ob ein mögliches Fehlverhalten bei Handel mit Silber-Futures vorgelegen habe, berichtet das Blatt weiter. Beim Justizministerium war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. (and, APA, 11.2.2021)