Das Tief Ahmet bestimmt derzeit das Wetter in Mitteleuropa.

Foto: APA/Neue deutsche Medienmacher

Hielten 2020 noch Hoch Willy und Tief Hermine Einzug in den Wetterbericht, so werden es 2021 beispielsweise Tief Ahmet oder Hoch Dragica sein. Die Neuen deutschen Medienmacher*innen (NdM) haben 14 Wetterpatenschaften für die ersten Wochen 2021 gekauft, um den Hochs und Tiefs einen migrantischen Namen zu verpassen. Die Kampagne läuft unter dem Namen #Wetterberichtigung und soll die Vielfalt in der Bevölkerung sichtbar machen, betonten die Initiatorinnen und Initiatoren am Dienstag in einer Aussendung.

360 Euro für ein Hoch

Weiter Namen für Tiefs sind etwa Goran, Erhan, Jussuf, Flaviu und Dimitrios, für Sonne sorgen noch die Hochdruckgebiete Dragica, Bozena und Chana. Die Namen werden vom Institut für Meteorologie der FU Berlin für Hoch- und Tiefdruckgebiete vergeben, die das Wetter in Mitteleuropa beeinflussen. Ein Hoch kostet 360 Euro, ein Tief hingegen aufgrund der kürzeren Dauer nur 240 Euro. Tiefdruckgebiete erhalten einen männlichen Vornamen, Hochdruckgebiete einen weiblichen Vornamen.

"Das Wetter mit Migrationshintergrund zu versehen ist nur ein symbolischer Schritt", sagt NdM-Vorsitzende Ferda Ataman. "Wichtig ist, dass gesellschaftliche Vielfalt endlich Normalität wird, überall." Bei mehr Sichtbarkeit und Teilhabe würden vor allem Medien eine wichtige Rolle spielen.

Zum Migrationshintergrund

Bisher hatte das Wetter fast nur typisch deutsche Namen, das spiegle nicht die gesellschaftliche Realität wider, heißt es. Laut dem deutschen Statistischen Bundesamt haben rund 26 Prozent aller Menschen in Deutschland einen "Migrationshintergrund" – unter Jugendlichen schon 40 Prozent. Auch in Österreich seien Migranten mit rund 17 Prozent und in der Schweiz mit rund 38 Prozent ein wichtiger Teil der Gesellschaft.

Um den Zahlen gerecht zu werden, sollten Medien mit "Diversity-Checklisten" arbeiten und nichtweiße Menschen zeigen, fordern die NdM: "Bei jedem Thema, in jeder Sendung." Medien sollten sich verpflichten, eine Quote für Journalistinnen und Journalisten aus Einwandererfamilien einzuhalten: "Unser Vorschlag: 30 Prozent bis 2030."

Am Montag berichtete bereits die "ZiB2" über das Thema:

Die Neuen deutschen Medienmacher*innen (NdM) stellten auf Twitter klar, dass die Wetterpatenschaften privat finanziert wurden, und reagierten auf die "menschenverachtende Aussage" der AfD-Politikerin Alice Weidel.

Initiative aus drei Ländern

#Wetterberichtigung ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit verschiedener Initiativen und Büros aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die alle pro bono mitgewirkt haben. In Österreich sind Goran Golik und M. Alexander Trybus für die Idee und kreative Umsetzung verantwortlich, die Öffentlichkeitsarbeit kommt von der Agentur Ketchum Publico Österreich. (red, 5.1.2021)