Wohnungsbesichtigung von zu Hause aus – mittlerweile gibt es aber Alternativen zur Virtual-Reality-Brille.

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Es ist eine Wohnungsbesichtigung, wie man sie sich nur wünschen könnte. Der Himmel ist azurblau. Kein Wölkchen trübt den Rundumblick von der Dachterrasse. Die Wohnung ist hell, die Ausstattung hochwertig. Angreifen kann man freilich nichts, denn es ist eine virtuelle Wohnungsbesichtigung. Man geht also nicht im echten Leben durch die Wohnung, sondern hopst mittels Mausklick von einem Punkt zum nächsten.

Diese Form von Besichtigungen beschäftigen die Immobilienbranche schon seit längerem. Die Ausgangsbeschränkungen zur Eindämmung des Coronavirus sind für manche Bauträger und Maklerunternehmen nun aber der ausschlaggebende Faktor, voll darauf zu setzen. Denn viele Menschen hätten jetzt eigentlich Zeit für Wohnungsbesichtigungen. Analog sind Besichtigungen derzeit aber aufgrund der Einschränkungen nicht möglich.

Besichtigung mit VR-Brille

Das Wiener Unternehmen Squarebytes erstellt virtuelle Rundgänge durch Wohnungen. Derzeit gibt es besonders viele Anfragen und Aufträge von Bauträgern, die Interessenten Wohnungsbesichtigungen digital zur Verfügung stellen wollen, berichtet Co-Geschäftsführer Ari Benz. Möglich sind beispielsweise Besichtigungen einer noch nicht einmal existenten Wohnung mittels VR-Brille oder per Stream.

Die preisgünstigste Option sind zudem 360-Grad-Aufnahmen der Wohnung, für die eine spezielle Kamera Fotos macht, die anschließend zusammengefügt werden. In 24 Stunden sei eine Wohnung bereit für die Online-Besichtigung, berichtet Benz – zu überschaubaren Kosten angesichts der für Wohnungen erzielten Verkaufspreise.

"Wir arbeiten schon seit längerem mit 3D-Rundgängen durch Wohnungen", berichtet auch die Wohnimmobilienexpertin Sandra Bauernfeind von EHL Immobilien. "Jetzt forcieren wir es aber massiv." Früher hätte man den Kunden nach einer analogen Wohnungsbesichtigung als Ergänzung den Link zur virtuellen Besichtigung geschickt, erzählt die Maklerin. Heute spielt die virtuelle Besichtigung die Hauptrolle.

Virtuell, aber mit Maklern

Auch beim Maklerbüro Immofair werden die 360-Grad-Besichtigungen weiter ausgebaut: "Auch bei diesen virtuellen Besichtigungen unterstützen unsere Makler selbstverständlich jeden Kunden per Telefon und beantworten sämtliche Fragen", heißt es in einer Aussendung.

Die Frage, ob Kunden einzig anhand der virtuellen Besichtigung eine Kaufentscheidung treffen werden, ist derzeit noch offen. "Das wird auch darauf ankommen, wie lange die aktuellen Einschränkungen dauern", so Maklerin Bauernfeind.

Was sich durch virtuelle Besichtigungen aber auf jeden Fall verändern wird: Manche Fragen müsse der Verkäufer künftig wohl nicht mehr beantworten, glaubt Ari Benz von Squarebytes: "Der Kunde wird nicht mehr fragen müssen, wie die Lage der Wohnung ist oder der Ausblick, weil er all das selber sehen wird."

Persönlicher Kontakt ist so theoretisch in Zukunft wohl erst beim Vertragsabschluss notwendig. "Und dann gibt es einen Handshake, und man trinkt ein Gläschen Champagner", so Benz. Den gibt es bis auf weiteres nur analog. (Franziska Zoidl, 30.3.2020)