Ja, eine Geburt ist meist schmerzhaft. Und darum geht es auch gar nicht. Es geht darum, wie mit Gebärenden umgegangen wird. Wie über sie und ihren Körper entschieden wird, wie sehr sie ausgeliefert sind und wie wenig sie respektiert werden. Demütigende und herablassende Bemerkungen, medizinisch unnötige Eingriffe und Behandlungen ohne Absprache – all das erleben Frauen im Kreißsaal. In dem Arte-Film "Unter Schmerzen gebierst du Kinder" werden genau solche Gewalterfahrungen von betroffenen Frauen berichtet. Sie erzählen von einem Gefühl des Vergewaltigtwerdens, weil ihre körperliche Selbstbestimmung durch das medizinische Personal ignoriert wurde. Und es geht darum, das Tabu, dass es zu Gewalt in der Geburtshilfe kommt, zu brechen.

Auch wenn man am Ende glücklich über ein gesundes Kind ist, Gewalt im Kreißsaal hinterlässt Spuren bei den Frauen.
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Husband Stitch und brutale vaginale Untersuchungen

Konkrete Zahlen dazu gibt es nicht, aber die Organisation Human Rights in Childbirth schätzt, dass 40 bis 50 Prozent der Frauen physische oder psychische Gewalt vor, während oder nach der Geburt erleben. Wie im Arte-Film Frauen von ihren Erfahrungen berichten, so hat die Soziologin Christina Mundlos in ihrem Buch "Gewalt unter der Geburt" Erfahrungsberichte von Müttern und Hebammen gesammelt. Genitalverstümmelungen, der sogenannten "Husband Stitch", bei dem nach einem Dammschnitt oder -riss die Vagina gezielt enger als erforderlich genäht wird, medizinisch unnötige Kaiserschnitte, brutale vaginale Untersuchungen und Vorschreibung der Geburtslage sind nur ein paar Beispiele, die Mundlos dokumentiert. Auf Twitter berichten immer wieder Frauen von ihren gewaltvollen Geburtserlebnissen:

Bei der Geburt von Userin "Aedes'" Kind waren Ärzteschüler um sie herum und schauten zu, ohne vorher gefragt zu haben:

"Roses Revolution"

Auch wenn sich in der Geburtshilfe in den vergangenen Jahren viel Positives getan hat und auch das Wohl der Mutter immer mehr in den Mittelpunkt rückt, kommt es nach wie vor zu physischen und psychischen Grenzüberschreitungen. Userin "Ayuzawa" berichtet von ihrer Geburtssituation, bei der sie von der Hebamme immer wieder in die Liegeposition gedrängt wurde:

Die "Roses Revolution" will auf Gewalt im Kreißsaal aufmerksam machen, indem betroffene Frauen vor Geburtsstationen, in denen sie Gewalterfahrungen erlebt haben, Rosen und Briefe niederlegen. Aber nicht alle Frauen schaffen den Weg dorthin, weil sie das Geburtserlebnis dermaßen traumatisiert hat, wie diese Twitter-Userin schreibt:

Wie haben Sie die Geburt erlebt?

Wurden alle Behandlungen und Eingriffe mit Ihnen abgesprochen? Haben Sie sich vor, während und nach der Geburt immer respektvoll behandelt gefühlt, oder kam es zu physischen und psychischen Grenzüberschreitungen? Wie sind Sie mit Gewalterfahrungen in der Geburtshilfe umgegangen? Tauschen Sie sich im Forum über Ihre Erfahrungen aus! (wohl, 31.7.2019)