Feinste Blutgefäße verbinden das Knochenmark direkt mit der Knochenhaut.

Foto: UDE/Matthias Gunzer/Anika Grüneboom

Duisburg – Knochen sind sehr harte Organe, sie haben aber auch ein dichtes Netzwerk von Blutgefäßen in ihrem Inneren, wo sich das Knochenmark befindet. Auch die auf der mit Knochenhaut bedeckten Außenseite ist durchblutet. Das ist ein Grund, warum Knochenbrüche erheblich bluten können. Allerdings können durch dieses Gefäßsystem auch neu gebildete Blutzellen das Knochenmark verlassen und in den Körper auswandern.

"Wie jedes Organ benötigt ein Knochen für diese Funktionen einen geschlossenen Blutkreislauf. Während frisches Blut über Arterien in das Organ hineintransportiert wird, fließt über die Venen das verbrauchte Blut wieder heraus. Wie dieser geschlossene Blutkreislauf von Röhrenknochen genau aussieht, war allerdings bisher noch nicht ganz klar", sagt Anika Grüneboom vom Universitätsklinikum Erlangen

Über tausend Blutgefäße

In Knochen von Mäusen fanden Forscher vom Institut für Experimentelle Immunologie und Bildgebung der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) nun teils über tausend bisher unbekannte Blutgefäße, die auf der gesamten Länge quer durch den kompakten Knochen, die sogenannten Kortikalis, verlaufen. Deshalb bezeichneten die Forscher sie als "Transkortikalgefäße". Weiter konnten sie zeigen, dass durch dieses neu entdeckte Gefäßsystem die überwiegende Menge sowohl des arteriellen als auch des venösen Blutes fließt.

"Die bisherigen Konzepte beschrieben lediglich einige wenige arterielle Zuflüsse und zwei venöse Abflüsse bei Knochen. Das ist vollkommen unvollständig und spiegelt die natürliche Situation überhaupt nicht wider. Es ist schon erstaunlich, dass man im 21. Jahrhundert noch neue anatomische Strukturen finden kann, die in keinem Lehrbuch beschrieben werden", betont Studienleiter Matthias Gunzer.

Möglich wurde die Entdeckung durch eine Kombination aus modernsten Imagingverfahren. "Viele davon wurden von uns zum ersten Mal eingesetzt, um den Blutfluss in Knochen zu untersuchen. Dazu zählen etwa die sogenannte Lichtblattmikroskopie oder die ultrahochaufgelöste 7 Tesla Magnetresonanztomographie", ergänzt Gunzer. Mit diesen Techniken konnte gezeigt werden, dass Transkortikalgefäße auch in einigen Bereichen der deutlich dickeren Knochen beim Menschen vorkommen. Nun soll untersucht werden, welche Rolle Transkortikalgefäße für die normale Knochenphysiologie und bei Krankheiten wie Osteoporose oder Tumoren spielen, die in den Knochen metastasieren. (red, 22.1.2019)