Durch den erhöhten Atemwiderstand soll die Atemmuskulatur trainiert werden, versprechen Hersteller. Experten winken ab.

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Franziska Zoidl beschäftigt sich beruflich mit Gesundheit. Das beeinflusst auch ihre Freizeitgestaltung.

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Es sieht zum Fürchten aus: Im Fitnessstudio betritt ein Mann, der eine schwarze Maske trägt, das Laufband neben mir. Er beginnt sein Training, ohne sich von den Blicken anderer Trainierender irritieren zu lassen. Ich frage mich, was eine solche Maske bringen soll – und mache das Unternehmen ausfindig, das die Trainingsmasken für die unterschiedlichsten Sportarten – Radfahren und Laufen zum Beispiel – empfiehlt: Phantom Athletics aus Salzburg. Die "Phantom-Trainingsmaske" aus Nylon und Silikon bedeckt Nase und Mund. Sie erhöht den Atemwiderstand und soll, so das Versprechen, die Atemmuskulatur trainieren, besonders Zwerchfell und Zwischenmuskulatur. Das soll sich auf die sportliche Leistungsfähigkeit auswirken.

Das wollte ich genauer wissen und habe eine Trainingsmaske bestellt. Die erste Hürde ist schon einmal, sich die Maske überhaupt überzuziehen. Denn die Maske riecht nach Gummi. Und als sie dann festsitzt und Mund und Nase bedeckt, bleibt mir erst einmal die Luft weg. Gut, dass der Atemwiderstand auf vier Stufen reguliert werden kann.

Meine Mitbewohner finden, ich sehe aus wie Hannibal Lecter. Es kostet viel Überwindung, sich so zum Laufen auf die Straße zu wagen. Außerdem verstoße ich damit ja gegen das im Herbst in Kraft getretene Verhüllungsverbot. Phantom Athletics beruhigt: "Im Rahmen der Sportausübung" werde gegen das Gesetz sicher nicht verstoßen.

Trainierte Atemmuskulatur

Irgendwie fehlt mir trotzdem der Mut. Die Maske wird beim einstündigen Video-Workout im Wohnzimmer getestet. Mit Maske fühlte sich schon das Aufwärmen an, als hätte ich Asthma. Der Atem wird hektischer, weil ich weniger Luft bekomme. Innerhalb weniger Minuten ist mein Gesicht schweißüberströmt. Die Atemluft in der Maske wird feucht – so, als würde man im Winter mit um den Mund gewickeltem Schal laufen gehen. Am Ende des Workouts nehme ich die Maske ab – und atme erst einmal ganz tief durch. Was bleibt: ein Abdruck der Maske im Gesicht.

Ob das Training mit Maske effektiver ist als ohne, ist wissenschaftlich nicht belegt: "Sportler haben ohnehin eine trainierte Atemmuskulatur und profitieren nicht von einem zusätzlichen Training, weil dort gar kein Defizit besteht", sagt Josef Niebauer, Vorstand des Salzburger Universitätsinstituts für präventive und rehabilitative Sportmedizin. Zudem sei die Atmung bei einem gesunden Menschen nicht leistungslimitierend.

Drohende Hyperkapnie

Der Physiologe Andreas Rössler von der Med-Uni Graz rät von Trainingsmasken sogar dringend ab: "Man spielt da schon ein bisschen Harakiri." Das Problem mit den Masken sei nämlich, dass man viel von dem, was man gerade ausgeatmet hat, wieder einatmet. CO2, das beim Sporteln vermehrt über die Atmung ausgeschieden werden soll, wird also sofort wieder eingeatmet. Die Hersteller der Phantom-Trainingsmaske betonen allerdings auf ihrer Webseite, dass "verbrauchte Luft und schädliches Kohlendioxid" durch ein eigenes Ventil aus der Maske entweichen würden.

Rössler warnt vor einer Hyperkapnie, also einem erhöhten Gehalt an Kohlendioxid im Blut. "Studien zeigen, dass es während sportlicher Aktivität beim Tragen von Trainingsmasken zum Teil zu pathologisch hohen CO2-Werten kommt", sagt Rössler. Die Folgen können Schwindel, Übelkeit, Kopfschmerzen, Benommenheit oder sogar Bewusstlosigkeit sein. "Es ist nur eine Frage der Zeit, bis beim Tragen dieser Masken etwas passiert", sagt Rössler – besonders, wenn sie von Menschen mit Atemproblemen oder beim Kraftsport verwendet werden, bei dem unregelmäßiger geatmet wird.

Kein Höhentraining

Niebauer kann sich vorstellen, dass die Masken wohl am ehesten bei Leistungssportlern, die sich nach Abwechslung im Training sehnen und die jeden Bereich ihres Trainings optimieren wollen, Verwendung finden könnten. Hobbysportlern mit weniger hohen Trainingsumfängen rät der Experte aber davon ab, schnelle Intervalleinheiten durch langsamere Läufe mit der Trainingsmaske zu ersetzen. Zwar sei beides ähnlich anstrengend, mit der Trainingsmaske werde aber das schnelle Laufen nicht trainiert.

Laut Niebauer werden Masken auch im Kampfsport getragen, um für Wettkämpfe das Training am Anschlag zu üben: "Mit so einer Maske übersäuert der Körper schneller, da die Sauerstoffzufuhr gedrosselt wird. Man kann so Wettkampfhärte trainieren", erklärt er. Nachsatz: "Man nimmt aber Einbußen bei Schnelligkeit und Technik in Kauf, die dann zusätzlich trainiert werden müssen." Ich bekomme jedenfalls schon kurz nach dem Ende meines Trainings mit Maske einen ordentlichen Muskelkater.

Neu sind Geräte, die das Training anstrengender machen, jedenfalls nicht: Früher wurde auch mit Bleiwesten oder Gewichten an den Beinen trainiert, um sich auf Wettkämpfe vorzubereiten. Und auch Trainingsmasken selbst sind keine neue Erfindung. Sportlern wurde ursprünglich versprochen, dass sie damit ein Höhentraining simulieren können, weil sie weniger Luft bekommen. "Das ist Blödsinn", sagt Physiologe Rössler. Denn beim Höhentraining geht es um den Sauerstoffgehalt in der Luft – und der bleibt trotz Maske ja unverändert. (Franziska Zoidl, 28.1.2018)